Herbstveranstaltung - Sonntag, den 04. November 2007 

Impulsvortrag:


Ernten ohne zu säen -
Neues aus dem Neuen Testament für Manager

Paul J. Kohtes

Das Wirtschaftsmagazin CAPITAL würdigte ihn als „Doyen der deutschen PR-Szene“, die Süddeutsche Zeitung bezeichnete ihn als „zurückhaltenden Primus“. Er ist beides. Gegensätze zu verbinden, ist für ihn ein Lebensthema. Schon als er vor über 30 Jahren in Düsseldorf die Beratungsgesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit KohtesKlewes gründete, zeigte das Unternehmens-Logo eine Brücke. Paul J. Kohtes gilt als einer der führenden Berater für Unternehmenskommunikation in Deutschland. 2006 wurde er als erster Deutscher in die „Hall of Fame“ des Internationalen PR-Agenturen-Verbandes aufgenommen. Auf der Suche nach innerem Gleichgewicht entdeckte er vor 25 Jahren die Zen-Meditation für sich. Der Welt der Wirtschaft wollte er dabei nie den Rücken kehren, sondern immer das Weltliche mit dem Spirituellen vereinen. Heute führt er das Meister-Eckhart-Haus und leitet Seminare in Zen-Meditation. Dank seiner umfassenden professionellen wie auch spirituellen Biographie ist er bei Führungskräften ein hoch geschätzter Coach und Wegbegleiter. Außerdem ist er Autor verschiedener Bücher, darunter die Titel „Hören Sie auf zu rennen - Was Manager von Hase & Igel lernen können“, „Dein Job ist es, frei zu sein - Zen und die Kunst des Managements“ und „Silbermond in dunkler Nacht – Zen-Gedichte“ (erschienen bei J.Kamphausen, Bielefeld). Sein Buch „Sie wartet schon vor Deiner Tür ist als „geführte Meditation“ auch als CD erhältlich. Gemeinsam mit seiner Frau Margret Kohtes gründete er 1998 die Identity Foundation, eine gemeinnützige Stiftung, die das Thema Identität wissenschaftlich erforscht.

Musikalische Einstimmung:

Junge Künstlerinnen und Künstler
ausgesucht und gefördert von

Yehudi Menuhin Live Music Now Rhein-Ruhr e.V.
Elena Konovora

Elena Kononova wurde 1977 in Russland geboren und lebt seit 2003 in Deutschland. Bereits mit 16 Jahren verließ sie die Musikschule, spielte Klavier und Akkordeon. Von 1993 bis 1998 war sie am Musik-Colleg Rimski Korsakov, wo sie in der Jungopera als Solistin auftrat. Sie studierte dazu Gesang und Akkordeon am Konservatorium in St. Petersburg. Dort ist sie Mitglied im Opernstudio, wo sie immer wieder auftritt. An der Hochschule in Köln führte sie ihre Ausbildung in Richtung Operngesang fort. In St. Petersburg als auch in Köln belegte sie erfolgreich Meisterklassen. Sie ist Preisträgerin von internationalen Wettbewerben in Frankreich und Deutschland. Elena Kononova hat zahlreiche Auftritte bei Solokonzerten in Ost- und Westeuropa.

Alexander Matrosov

Alexander Matrosov
wurde 1979 in Kasachstan geboren. Schon mit zehn Jahren wurde er in der Schule für begabte Kinder Rimski Korsakov in St. Petersburg aufgenommen. Er studierte an der Hochschule für Musik Detmold. und an der Folkwang Hochschule in Essen. Zwischen 1990 und 2005 erhielt Alexander Matrosov 20 renommierte Auszeichnungen. So gewann er 2005 den Grand Prix bei der International Accordion Competition in Tokio und Platz 1 beim Bundeshochschul-wettbewerb für Musik in Hamburg. 2004 wurde er Stipendiat bei Yehudi Menuhin Live Music Now. Den Ehrenpreis des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg erhielt er 2003.

Moderation:

Sabine Raiser ist Initiatorin und Veranstalterin der Initiative 3 Jahreszeiten – Wirtschaft im Wandel. Mit drei Abenden im Jahr will sie Zeit und Raum schaffen für all jene, die wie sie selbst den Wunsch haben, das WirtschaftsLeben lebenswerter zu gestalten und dies bereits schon tun.

Nach dem Studium an der Neuphilologischen Fakultät in Heidelberg absolvierte sie private Weiterbildungsseminare in den Bereichen Kommunikation, Konfliktmanagement, journalistisches Schreiben und Public Relations. Nach sieben Jahren in Assistenz- und später Führungspositionen gründete sie 1996 ihre eigene Agentur für Kommunikation & Strategie. Sie begleitet Unternehmen im Wandel und unterstützt sie bei der internen und externen Kommunikation.
Bei innovativ.in, dem Wirtschaftsclub für Innovatoren, Wertschöpfer und Querdenker ist sie zuständig für den Bereich Ethik & Werte. Sie schreibt Fachbeiträge, hält Vorträge und gibt Semianre.

www.raiser-komm.de
www.innovativ-in.de

inspire-news vom 05.11.2007:

Drei Jahreszeiten: Jesus für Manager

Nach der Saat und dem Wachstum kommt die Ernte - in der Natur wie im Leben. Mit ihrer Veranstaltungsreihe “Drei Jahreszeiten - Wirtschaft im Wandel landete die Düsseldorfer Kommunikationsberaterin Sabine Raiser jedenfalls einen vollen Erfolg. Im Frühjahr gestartet, hat sich das Event für alle Sinne längst über Düsseldorf hinaus einen Namen gemacht, denn immer mehr Menschen interessieren sich für ein neues Denken im Business und suchen den Austausch unter Gleichgesinnten. Und genau hier liegt das Besondere der “Drei Jahreszeiten”, denn Sabine Raiser ist es mit den gemäß dem Jahreszyklus drei Veranstaltungen nicht nur gelungen, hochkarätige Referenten in den Düsseldorfer Malkasten einzuladen, sondern sie hat auch einen Raum geschaffen, in dem sich Ideen entfalten können. Das besondere Ambiente der Veranstaltungsreihe - musikalische Darbietungen regionaler Künstler zur Einstimmung und Gespräche bei Wein und Häppchen zum Ausklang - stößt auf wachsende Resonanz, so dass das Herbst-Event sogar ausverkauft war

http://www.inspire-news.de/?p=378#more-378


Die Aussagen
…von Paul J. Kohtes  am 04. November 2007

Von den anvertrauten Zentnern
Matthäus 25, 14-30

„Denn es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: Er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem anderen zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit und zog fort. Sogleich ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere hinzu. Der aber einen empfangen hatte, ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn.
Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte und legte weitere fünf Zentner hinzu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen. Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht. Du bist über wenigen treu gewesen. Ich will dich über viele setzen. Geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte und sprach. Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere Zentner gewonnen. Sein Herr sprach zu ihm: Recht so! Du tüchtiger und treuer Knecht. Du bist über wenigem treu gewesen. Ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät hast und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich und ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das deine. Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden und er wird die Fülle haben. Wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen werden. Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern„

Was Jesus in der Geschichte sagt, wurde vielfach als das „Manifest des Kapital“ verstanden. Scheint es doch schlicht darum zu gehen, aus den vorhandenen Ressourcen ordentlich was zu machen, und zwar nicht im übertragenen Sinne, sondern ganz konkret im materiellen Werten, sprich: es geht um Geld.

Wenn das wirklich so gemeint gewesen ist, dann hat die christlich geprägte Welt den Auftrag: „mach mehr daraus“ sehr gut verstanden und ziemlich erfolgreich umgesetzt. Die Protestanten noch besser als die Katholiken, wie eine Studie zeigt.

Was kann auch Schlechtes daran sein, ordentlich Geld zu verdienen? In seinem Gleichnis droht Jesus doch denen, die das nicht tun „Heulen und Zähneklappern“ an.

Aber so herrlich einfach wie wir das in unserer Rolle als Kapitalisten gerne machen, ist die Sache allerdings nicht. Wenn wir nämlich etwas genauer in dese Geschichte eintauchen, dann würden wir entdecken, dass es hier ausdrücklich nicht um das Nehmen (nämlich von Gewinnen und Geld) geht, sondern um das Geben (Zurückgeben).

Bevor Sie jetzt vor Schreck abschalten, lassen Sie sich daran erinnern, dass es bei Jesus niemals um weltfremde Utopien ging. Wie aber können wir das augenscheinlich widersprüchliche Szenario aufdröseln?

Nun, es geht darum, Gegensätze auszulösen. Ein neues Denken muss her.

Mehrwert schaffen. Gewinn erwirtschaften ist ausdrück- lich in der Bibel als erstrebendwert dargestellt. Aber beachten wir den Kontext

  1. Die Zentner sind gar nicht die des Verwalters, Sie sind ihm nur anvertraut.
  2. Den Gewinn erwirtschaftet er nicht für sich, sondern für den, der ihm den Zentner anvertraut hat.

Von wem haben wir das, was wir sind? Unsere Talente?
Und für wen sollen wir die mehren?

Nach dieser Geschichte sind wir nur „Mittler“. Und wenn Jesus Recht hat, dann ist es zwar die Aufgabe des Menschen „mit seinen Pfunden zu wuchern“. Aber keinesfalls für sich selbst!

Das Grundproblem in beiden Systemen ähnlich. Der Sozialismus nach sowjetischem Muster oder auch nach Castro-Art scheiterte, weil er nicht der Freude am Leben dient. So führt sich der Kapitalismus ad absurdum, wenn seine Maxime nur noch persönliche Bereicherung ist. Der Schlüssel zur Lösung dieses Konfliktes besteht und dem Wort geben. Und zwar so, wie Paulus sagte „Geben ist seliger denn nehmen“

Der Kapitalismus wird erst von seinen vielen Krankheitssyndromen geheilt werden können, wenn er die Logik des Gebens wirklich verinnerlicht. Was aber meint die Logik des Gebens“

Sobald wir lediglich utilitaristisch, also für uns persönlich, nützlichkeitsorientiert geben, ist es kein gerechter Handel mehr. Denn ich will ja subjektiv mehr bekommen, als das was ich gebe.  Deshalb: Ausgeglichen und „perfekt“ wird das System erst dann, wenn wir „nur so“ geben. Wenn wir um der Sache selbst willen“ geben.

Wenn mir etwas wichtig ist, ich es also unbedingt haben will, dann stehe ich ziemlich unter Druck. Gleich ob psychisch oder physisch. Und die Spielregel dabei lautet: Je wichtiger es mir ist, umso größer wird der subjektive Druck.

Wir sind auf „HABEN-Müssen programmiert. Das erzeugt Druck und vermindert die Chancen zu bekommen. Das neue Betriebssystem heißt „Haben-Dürfen oder Haben-Können. Wenn wir unser einseitig fixiertes inneres Betriebssystem öffnen, und uns auch auf das Nicht-Haben-Müssen einlassen können, desto leichter werden wir alles erreichen.

In meinem eigenen Unternehmen habe ich in diesem Sinne einmal ein Experiment gemacht und die Devise aufgegeben „wenn wir diesen Auftrag bekommen, dann ist das gut für uns. Wenn wir ihn nicht bekommen, ist es auch gut für uns. Denn vermutlich hätten wir mit ihm nur Ärger“ Diese Haltung führte tatsächlich zu einer erheblichen Entspannung, ohne dass dabei der nötige Biss und die Freude verloren gegangen sind.

Ja, wir sind aufgerufen, aus unseren Talenten, wie groß oder klein sie auch immer sein, etwas zu machen. Wir schaffen das am besten wenn wir das nicht als Ego-getriebene Aktion angehen. , sondern als gute Verwalter eines fremden Vermögens.

Alles Weisheitssysteme sagen das Gleiche:

Bei Lao Tse heißt es Jahrhunderte vor Christus:

Ich besitze drei Kostbarkeiten;
Die ich schätze und bewahre.

Die erste heißt Liebe,
die zweite heißt Genügsamkeit,
die dritte, wagen in der Welt nicht wichtig zu sein.

Durch Liebe kann man mutig sein,
durch Genügsamkeit kann man großzügig sein.
Wagt man, in der Welt nicht wichtig zu sein,
kann man zu einem vollkommenen Gefäß heranreifen.

Heutzutage jedoch verschmäht man die Liebe
Und ist stattdessen kämpferisch,
man verschmäht die Genügsamkeit
und ist stattdessen verschwenderisch.
Man verschmäht es zurück zu stehen
Und dräng stattdessen nach Bedeutung
Das ist dem Tod geweiht.

Wenn man Liebe hat im Wollen,
dann siegt man.

Die Atmosphäre

Fotos: Renate Resch-Rüffer