Frühlingsveranstaltung - Sonntag, den 18. März 2007 

Impulsvortrag:

Neue Redlichkeit in der Wirtschaft –
und was uns damit blüht“

Ulf D. Posé
ist Präsident des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft e.V. Seit 2004 ist er zusätzlich Mitglied des Senats im Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft, BWA. Im März 2006 erschien das Gemeinschaftswerk mit Prof. Dr. R. Lay "Die neue Redlichkeit – Werte für unsere Zukunft" im Campus Verlag.

Ulf D. Posé ist Jahrgang 1947, verheiratet und hat drei Söhne. Er ist Hörfunk- und Fernsehjournalist, hat von 1968 bis 1980 für unter anderem für WDR, SDR, SWF, NDR, RB, RTL, DLF und Deutsche Welle gearbeitet. Seit seiner journalistischen Tätigkeit beriet er Politiker in Kommunikationsfragen. 1977 ließ er sich parallel zum Managementtrainer in der Bundesrepublik, Schweiz und Österreich ausbilden. Professor Dr. Rupert Lay wurde zu seinem Mentor und Freund. 1984 schrieb Posé sein erstes Buch "Führen durch überzeugen" (ECON-Verlag). Er ist Co-Autor der Bücher "Verhandeln leicht gemacht" und "Delegation" (VBU-Verlag). 2004 erschien "Von der Menschenführung zur Lebensführung" im Ronneburger Kreis.

www.posetraining.de |  www.ethikverband.de

Künstlerische Begleitung:

Susana Feige und Nirse Gonzalez gründeten ihr Duo 2003 während des Studiums am Real Conservatorio Superior de Musica von Madrid.
Ihre gemeinsame Konzerttätigkeit führte sie in verschiedene Konzertsäle in Madrid und Deutschland.

Susana Feige begann im Alter von 9 Jahren mit dem ersten Harfenunterricht.
Sie spielt in bedeutenden Konzertsälen wie der Tonhalle Düsseldorf oder dem Auditorio Nacional de Espana in Madrid.

Nirse Gonzalez absolvierte seine Ausbildung als Konzertgitarrist in der Escuela Superior de Musica José Ángel Lamas Caracas (Venezuela).
Nirse Gonzalez ist international ein gefragter Künstler. Er gab Solokonzerte bei internationalen Festivals, z.B. in Venezuela, Chile, Marokko, Libanaon, Jordanien, Ägypten und spielte als Solist mit internationalen Orchestern.


Moderation:

Sabine Raiser ist Initiatorin und Veranstalterin der Initiative 3 Jahreszeiten – Wirtschaft im Wandel. Mit drei Abenden im Jahr will sie Zeit und Raum schaffen für all jene, die wie sie selbst den Wunsch haben, das Wirtschaftsleben lebenswerter zu gestalten und dies bereits schon tun.

Nach dem Studium an der Neuphilologischen Fakultät in Heidelberg absolvierte sie private Weiterbildungsseminare in den Bereichen Kommunikation, Konfliktmanagement, journalistisches Schreiben und Public Relations. Nach sieben Jahren in Assistenz- und später Führungspositionen gründete sie 1996 ihre eigene Agentur für Kommunikation & Strategie. Sie begleitet Unternehmen im Wandel und unterstützt sie bei der internen und externen Kommunikation.
Bei innovativ.in, dem Wirtschaftsclub für Innovatoren, Wertschöpfer und Querdenker ist sie zuständig für den Bereich Ethik & Werte. Sie schreibt Fachbeiträge, hält Vorträge und gibt Semianre.

www.raiser-komm.de
www.innovativ-in.de

inspire-news vom 05.11.2007:

Die Auftaktveranstaltung am 18. 03. 2007 war ein voller Erfolg. Vielfalt, Freude und Bewußtheit waren im Programm angelegt und wurden durch die Gäste und Akteure mit Leben gefüllt. Angesprochen, gestreichelt und befriedigt wurden alle Sinne. Die Seele wurde vom zarten Klang der Harfe und der klassischen Gitarre gestreichelt. Der Kopf wurde von dem unterhaltsamen wie tiefgründigen Impulsvortrag angesprochen. Der Bauch wurde von Riesling, Räucherlachs & Co. befriedigt.

Für den sehr gelungenen Ablauf der Auftaktveranstaltung danke ich allen Beteiligten. Auch habe ich mich sehr über die zahlreichen Anrufe und Mails gefreut, die ich kurz nach der Veranstaltung von vielen Gästen bekommen habe. Von "stimmiger Gesamtkonzeption", der "liebenswertesten öffentlichen Veranstaltung", die je besucht wurde bis hin zu "im Sommer bin ich mit Sicherheit wieder dabei" reichten die Worte der Freude. Selbst der aus Süddeutschland weit angereiste Gast sagte, dass er sich freue, bei der Premiere dabei gewesen zu sein. Es sei ein ermutigender Auftakt gewesen. Und das, obwohl seine Rückfahrt durch Nacht, Eis und Schnee ging. Hut ab!

Allen voran danke ich den drei "Geburtshelfern" von 3 Jahreszeiten - Wirtschaft im Wandel. Ohne sie wäre das Projekt eine Idee geblieben, die ich seit Jahren mit mir herumtrage. In chronologischer Reihenfolge der ersten Begegnung: Joachim Kamphausen, Gründer und Geschäftsführer der Kamphausen Verlagsgruppe. Paul J. Kohtes, Unternehmer, Zen-Meister und Buchautor. Ulf D. Posé , Präsident des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft, Buchautor und Trainer.

Von Dr. Nadia Rosmann,
inspire-news vom 20.3.2007:

(nar) Ein Frühlingserwachen für die Wirtschaft, für mehr Freude im Business, aber auch für mehr Verantwortung, leitete die Düsseldorfer Kommunikations- und Strategieberaterin Sabine Raiser mit der von ihr ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe “Drei Jahreszeiten” ein. Unterstützt von der Kamphausen-Verlagsgruppe fand die Auftaktveranstaltung am 18. März im Düsseldorfer Malkasten statt. Ein Abend für Herz und Verstand sollte es werden und Raiser hatte ihren Besuchern nicht zu viel versprochen, denn die Mischung aus musikalischer Einstimmung und inspirierendem Vortrag mit anschließender Gelegenheit zu regem Austausch sprach alle Sinne an.

http://www.inspire-news.de/?p=251#more-251


Die Aussagen
von Ulf D. Posé  vom 18. März 2007
Titel der Frühlingsveranstaltung
„Die neue Redlichkeit in der Wirtschaft  - und was uns damit blüht“


Eines vorweg: Absolute Redlichkeit ist sicher ähnlich unmenschlich wie absolute Gerechtigkeit oder absolute Wahrheit. Ich gehe davon aus, dass ein Stück Unredlichkeit in jedem von uns steckt. Das oberste Kriterium für eine neue Redlichkeit ist die Biophilie. Das heißt: Handle und entscheide stets so, dass durch dein Handeln und Entscheiden das personale Leben in dir und in den Menschen mit denen du zusammen bist eher gemehrt denn gemindert wird. Wenn ich aber unredlich handle – aus welchem Grund auch immer – dann ist es wichtig, dass ich meine Unredlichkeit als solche erkenne. Das Wesen der neuen Unredlichkeit ist es jedoch, unredlich zu sein, ohne es zu bemerken.



Schon Aristoteles empfahl, Menschen in zwei Kategorien zu unterteilen: in Redliche und Unredliche. Redlich war für ihn derjenige, der weiß, worüber er spricht. Das bedeutet: Der redliche Mensch spricht von den Dingen selbst, nicht nur von den Gefühlen, die er hat, wenn er an eine Sache denkt. Der redliche Mensch gibt erst einmal das Wesen einer Sache an, bevor er in Gefühlen schwelgt. Der redliche Mensch unterscheidet Wissen von Meinen. Der redliche Mensch kann sagen, was die Merkmale einer Sache sind, was deren semantischer Inhalt ist. Den alten Griechen war es wichtig, erst einmal zu klären, worüber gesprochen wird, und dann erst eine Entscheidung zu fällen.



Der Cargo Kult ist als Phänomen in den 50er Jahren richtig aufgeblüht. Cargo ist ein Kult aus Melanesien. Die dort landenden Flugzeuge der Amerikaner enthielten alle wunderbaren Güter dieser Welt. Die Güter kamen vom Himmel und ohne jede Anstrengung. Auf den Flugzeugen stand Cargo, was ja Fracht heißt. Die Melanesier nahmen an, wenn man solch ein Flugzeug anbetete, oder die Rituale der Amerikaner nachmachte, würden die ahnen auch den Melanesiern solche Flugzeuge mit den schönen Sachen schicken. So bastelten sie kleine Flugzeuge aus holz, schrieben Cargo auf den Rumpf, stellten ihn in ihren Tempel und beteten es an. Heute und bei uns existiert der Cargo Kult auch. Bei manchen zumindest. Die glauben, der Strom kommt aus der Steckdose, Geld kann man hier und da einfach ziehen und die Schokolade kommt von lila Kühen. Aus dem Cargo-Kult lässt sich Redlichkeit nicht herleiten. Eher im Gegenteil. Wenn Unredlichkeit mein Cargo mehrt und ich von niemandem bestraft werde, dann handle ich hat unredlich. Was soll´s. Die Menschen heute wissen nicht mehr und fragen nicht mehr woher die Unredlichkeit kommt. Sie wissen nicht, dass die Unredlichkeit aus der Wertlosigkeit stammt und im heutigen europäischen Kulturraum weit verbreitet ist. Das heißt nicht, dass es keine Werte gibt, sondern dass die bestimmenden Werte heute Aussehen, Erfolg und Macht sind. Das Verhältnis zum Göttlichen, zur Religion hat sich heute in ein Verhältnis zum Götzen verwandelt. Das sind die Cargo-Kulte. Sie fressen maskiert von innen unsere Religiosität auf. Es ist schon verwunderlich, wie sehr wir uns lustig machen über die Cargo-Kulte der Melanesier in Papua Neuguinea, ohne unsere eigenen Cargo-Kulte zu bemerken.
In jedem Dogma steckt der Unsinn, dass seine Gewissheiten als Wahrheit vertreten werden. und je mehr sich jemand auf sein Dogma beruft, umso unredlicher wird er.

Wahrheit und Gewissheit zu unterschieden, ist ein gutes Mittel redlich zu sein. Aber nicht immer sind die Konsequenzen wünschenswert. So wurde Sokrates zum Tode verurteil, weil er den Unterschied von Wahrheit und Gewissheit hervorhob. Sein Richter war sehr verstimmt darüber, als Sokrates meinte: „Wir beide verstehen nicht das geringste von Wahrheit. Ich behaupte aber auch nicht, dass ich etwas davon verstehe. Du aber behauptest, dass du die Wahrheit kennst Offensichtlich bin in dieser Sache etwas klüger als du.


Was kümmert mich Wissen, wenn ich doch schon eine Meinung habe? Nach diesem Motto wird munter drauflos gequatscht: in Talkshows, Interviews, Reden, im alltäglichen Miteinander. Zu kurz kommt die Sache, um die es geht. Wir müssen uns klar vor Augen halten, worüber wir sprechen.
Die aristotelische Redlichkeit verlangt, dass man einer Quelle nur das glauben darf, was nicht unmittelbar ihrem Interesse und ihren Zielen entspricht. Oder zwei unterschiedlich interessierten Quellen nur das glauben darf, was sie gleichermaßen berichten. Wenn also die taz zu einer ähnlichen Beurteilung einer Affäre kommt, wie FAZ, ist die Glaubwürdigkeit größer. So kündigte beispielsweise die USA 1988 ein Abkommen mit Kolumbien, welches den Kaffeebauern einen Mindestpreis für Kaffee garantierte. Der Kaffeepreis sank daraufhin um 40 Prozent. Die folge war, dass die kolumbianischen Kaffeebauern vom Kaffeeanbau auf Kokaanbau umschwenkten.

...

Es gibt erste Anzeichen einer neuen Redlichkeit

Redlichkeit ist für mich der Anspruch eines Menschen, sich unabhängig von sozialen Systemen und deren Vorgaben sozial verträglich zu verhalten. Das muss die Messlatte sein. Damit dies gelingt, bedarf es der Erfüllung einiger Bedingungen, die eine neue Redlichkeit ausmachen werden.
Solche Bedingungen sind für mich:

1.   Ich unterscheide zwischen Wahrheit und Gewissheit; und ich weiß, dass meine Erkenntnisse nicht wahr, sondern nur gewiss sind. Das führt zu einem erheblich sozial verträglicheren Umgang als Dogmatik.

2.   Ich kümmere mich um Wissenskompetenz. Wenn ich ein Wort benutze, dann habe ich nicht nur ein Gefühl, sondern ich weiß, was der Begriff bedeutet.

3.   Ich glaube nicht nur einer Quelle. Ich beziehe meine Informationen nicht nur von Menschen, die meine Meinung teilen.

4.   Ich handle. Das meint, ich habe vor der Handlung über die Folgen nachgedacht, ich kenne eine Alternative zu dem, was ich tun will, ich habe ein Ziel, ich bin bereit, meine Handlungen zu begründen, ich habe ein konkretes Ergebnis und ich übernehme Verantwortung für die überschaubaren Konsequenzen meines Tuns, ich stehe für das, was ich tue gerade.

5.   Ich bin aufrecht, ich sage, was ich meine.

6.   Ich bin verlässlich, andere können mir vertrauen.

7.   Ich pflege Zivilcourage. Ich bin dazu bereit, meine Werte auch gegen eine vorherrschende Meinung zu vertreten.

8.   Ich pflege die Epikie, ich versuche immer nach dem Sinn, nicht nur nach dem Buchstabenlaut einer Verordnung zu handeln.

9.   Ich pflege die kritische Gerechtigkeit, verfüge also über die Fähigkeit, Selbstverständliches noch in Frage stellen zu können.

10.  Ich urteile realitätsnah. Ich bewahre mir den Blick für das Wesentliche.

Das scheinen mir gute Grundlagen für das Entstehen einer neuen Redlichkeit zu sein. So stellt sich, wenn wir Unredlichkeit nicht wollen, die Frage nach einer neuen Redlichkeit.
Wenn wir ein Interesse an Eigenverantwortung, Selbständigkeit, Glaubwürdigkeit und einer sozial verantwortlichen Gesellschaft haben, dann können wir nicht mehr andere auffordern, dann werden wir wohl selbst Vorbild sein müssen. Es kann sein, dass wir damit scheitern, aber wir sollten doch wenigstens für eine gute Sache gekämpft haben

Lesen Sie mehr von Ulf D. Posé hier:

http://changex.de/d_a02599.html

http://changex.de/d_a02594.html

http://changex.de/d_a02561.html

Die Atmosphäre

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Sabine Raiser
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Ulf D. PoséUlf D. Posé und Sabine Raiser

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Blick von der Treppe

Fotos: Renate Resch-Rüffer